Heute dürfen nur die privaten Autos mit ungerade endender Nummernschild-Nummer fahren, morgen die mit dem geraden sagt mein Taxifahrer. Das gilt von 8 Uhr morgens bis 8 Uhr abends, ausgenommen der Sonntag. Wir kämpfen uns durch die verstopften und von schlechter Luft vernebelten Straßen von Delhi Richtung Innenstadt. Aus drei Spuren machen wir einfach vier. Ganz links passen natürlich noch die schnelleren Motorradfahrer durch.
Zunächst fahren wir in ein Geschäft, um mein Handy zu reparieren. Ich konnte es nicht mehr aufladen. Der Mann im Hotel meinte, es sollte maximal 300 Rupien kosten. Ok, habe 500 Rupien gezahlt, aber bestimmt hatte ich Glück, dass es hier passiert ist, denn in Deutschland hätte doch niemand den Stecker ausgetauscht, ich hätte es bestimmt einschicken müssen. Es sollte eine Stunde dauern. Währenddessen sind wir (der Taxifahrer und ich) mit dem TukTuk zum Lotustempel gefahren, der sich weiß und aus Marmor gut in den Dunst integrierte. Der Lotustempel, habe ich heute erfahren, ist ein Bahai-Tempel (Haus der Andacht) und das schreibt Wikipedia dazu:
‚Wie alle Sakralbauten der Bahai steht der Lotustempel den Anhängern aller Religionen offen, da Bahai glauben, dass alle Gläubige Gott in ihren Sakralbauten anbeten können. So werden alle Heilige Schriften in ihrer jeweiligen Sprache rezitiert und von Chören begleitet. Dennoch sind keine Musikinstrumente oder religiöse Zeremonien erwünscht. Die Bahai-Schriften gestatten keine Platzierung von Bildern oder Statuen und Verwendung von Altären oder Kanzeln innerhalb der Gebäude.‚
Im Inneren standen entsprechend nur schlichte Holzbänke (innen zu fotografieren war nicht gestattet). Man wurde in größeren Schüben hereingelassen. Zuvor musste man seine Schuhe ausziehen und abgeben (Taschen lagen bereit und diese wurden abgebeben und man bekam eine Nummer). Das Gebäude ist schon wirklich sehr imposant und wurde erst 1986 eröffnet. Verdammt, das sind auch immerhin schon über 30 Jahre, aber für die Architekturgeschichte doch noch sehr jung würde ich sagen.
Zurück ging’s mit dem TukTuk wieder in das Viertel, wo mein Handy gerade auseinander genommen wurde.
Erst jetzt sehe ich, dass sich in diesem Viertel ein Laptop und Handy-Reperaturdienst neben dem anderen befindet. Es ist merkwürdig, dass sich hier in Indien oft Geschäfte der gleichen Art an einem Ort ansiedeln. An einer Stelle entlang der Straße gab es lauter Gebrauchtsachen und Deckenstände. Einer neben dem anderen, alle die gleichen Waren (bei Gebrauchtsachen natürlich relativ).
Glücklich mit meinem Handy in der Tasche, dass nun wieder geladen werden kann, ging es weiter zum Roten Fort. Mit Zwischenstopp an irgend einem Bazar. Der sei super toll, sagt mir mein Taxifahrer. Wir halten vor einem großen Geschäft. Nicht, was ich mir unter Bazar vorgestellt hatte in Alt-Delhi. Es war klar, dass es hier nur darum ging, Kunden anzuschleppen. Große Diskussion zwischen meinem Taxifahrer und mir. OK, ich schaue 10 Minuten rein habe ich ihm zugestanden. Tatsächlich Safran als Mitbringsel dort gekauft (wahrscheinlich zu teuer, aber das kann ich eh nicht abschätzen) und ein kleines Kamel. Mal schauen, wo es einen Platz findet…
Der Innenbereich vom Roten Fort (Eintritt 600 Rupien, Kasse extra für ausländische Besucher – Drehtüren gibt’s auch für ausländische Besucher gesondert, eine andere Kategorie war noch ‚indische Frauen‘) war viel größer als ich es mir vorgestellt hatte. Eine wirklich schöne Anlage mit vielen alten Bäumen und kleineren Pavillons. Einiges wurde davon von den Briten 1858 zerstört, um eine Kaserne zu errichten. Das Rote Fort wurde von einem Großmogul als Residenz erbaut und 1648 vollendet. Es gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. Innen gab es auch verschiedene Stände mit Schmuck-, Grafik-, Tücher-Angeboten. Das sei aber keine gute Qualität, sagt mein Taxifahrer. Ah, ich verstehe. Brauche aber zum Glück eh nichts.
Weiter geht’s mit einer Fahrrad-Rikscha zur Jama Masjid Moschee. Sie ist die größte Moschee Indiens. Wir sind durch einen Nebeneingang gekommen. Für’s Fotografieren hätte ich eigentlich 300 Rupien zahlen sollen, aber mein Taxifahrer winkt ab und schiebt mich durch. Waren nur kurz im Innenhof. Ich glaube, am schönsten ist die Vorderfront, aber die habe ich leider nicht zu Gesicht bekommen. Zurück auf der Fahrradrikscha ging’s zu … einem kleinen Geschäft. Ok, ich bin abgestiegen, eine 2minütige Runde durch’s Geschäft gekaufen und wieder aufgestiegen. Nein, auch ein anderes Geschäft, preiswerter (warum vorher also ins teurere?), möchte ich nicht sehen, auch keine ganz ganz tollen Gewürze und schönen Silbersachen kaufen. Ich glaube, Rikscha- und Taxifahrer waren genervt. So wie ich…
Zum Abschluss sind wir noch in ein vom Taxifahrer empfohlenes Restaurant gegangen. Da mir das Essen gestern Abend im Hotel nicht sonderlich zugesagt hatte und ich heute Morgen auch ein wenig Montezumas Rache hatte, war das ok für mich. Hab den Taxifahrer dann eingeladen (ich sitze drin und esse und er wartet draußen, finde ich dann doch etwas merkwürdig). Preis war europäisch, aber es war auch viel und hatte gut geschmeckt. warum er mir vorher was von deutschen und koreanischen Restaurant erzählt hat, bleibt mir ein Rätsel. OK, die Inhaber sahen etwas koreanisch aus, Essen war aber indisch. Am Lotustempel hatte er für mich auch die koreanische Beschreibung geben lassen. Ich konnte das Missverständnis aufklären. Bei so eng nebeneinander liegenden Ländern kann das schonmal passieren.
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.