Die erste Safari – Tsavo und Taita Hills National Park

Vier Uhr aufstehen? Kein Problem. Genau eine Minute vor Klingeln des Weckers wurde ich von alleine wach. Sachen hatte ich alle schon am Vortag gepackt, also nur schnell unter die Dusche, ein paar Kekse in den Mund (schon nacheinander) und auf zum Hoteleingang, wo ich abgeholt werden sollte. Jau, super pünktlich um 5 Uhr kommt der Kleinbus und mein Reisevermittler begrüßt mich. Den Preis hatte ich ja zwei Tage zuvor ausgehandelt und da ich nicht mehr genug € hatte, hatte ich ihm am Tag zuvor gesagt, dass ich den Rest des Geldes in $ zahlen würde. Ja, kein Problem. In weiser Voraussicht noch am Abend geschaut, wieviel $ ich zahlen muss. Ok, Kleinbus also da, ich werde nett begrüßt, ich hole das geld raus (noch 190$) und gebe es ihm. ‚Nein, in $ ist mehr. Das ist zu wenig, ich bekomme 250$ von Dir‘. ich hatte schon etwas in diese Richtung geahnt, ehrlich gesagt, vielleicht, das er 5$ mehr will für die Umtauschgebühr oder so. Ungläubig frage ich ihn erneut,  was er gesagt hat. Ja, ich müsse ihm noch $50 geben, in Kenia ist das so und so und fing an, einen vom Pferd zu erzählen. Ich war fassungslos und die Wut stieg in mir höher und höher. Wer mich kennt, weiß, dass ich eigentlich so richtig wütend gar nicht werden kann. er hat es geschafft. Während der Diskussion hat er mich aber schon in den Bus einsteigen lassen. Letztlich habe ich ihm wutentbrannt gesagt, er solle mir jetzt sofort das Geld zurück geben und das, dass ich schon angezahlt hatte und ich würde jetzt aussteigen und nicht mitfahren. Nein, er hätte schon alles arrangiert, ich solle ihm $20 geben. Die Diskussion fand im stockdunkeln beim Fahren statt, neben ihm waren noch der Reiseleiter und der Fahrer mit im Auto (sie saßen vorne, wir hinten) und wir waren auf dem Weg zum nächsten Hotel, weitere Teilnehmer einzusammeln. Ich wäre also recht ungern ausgestiegen. Hin- und her diskutiert (er übrigens mit Alk- und, wenn mich nicht alles täuscht, mit Hasch-Fahne), ich habe ihm (leider) noch 10$ gegeben und die Diskussion war beendet. Gefährlich war die Situation nicht, aber einfach nur absolut unnötig. Also, nicht bei dem Typen im (Bretter-)Büdchen buchen, der sich schräg gegenüber des Kaskazi Beach Hotels befindet! Von anderen Hotelgästen hatte ich auch gehört, dass sie auf Safari waren und über ihn gebucht hatten und statt wie versprochen nur 6 Leute befanden sich 7 Leute in dem Bus. Bei einer Safari macht das schon einen Unterscheid, weil man ja im Auto stehen bleibt, bei dem dann das Dach hochgeklappt wird.
Als nächstes stiegen dann von der Diani Beach Lodge ein Ehepaar hinzu und zum Schluss sammelten wir noch ein junges Schweizer Pärchen ein. Der Vermittler ist dann irgendwo wieder ausgestiegen. Es konnte los gehen. Durch das selbst zu der Uhrzeit schon rege Treiben ging es auf einer Straße zur Likoni-Fähre, die ich bisher noch nicht kannte (trotz meines imens langen Aufenthaltes von drei Tagen) . In der Morgendämmerung kamen wir vorbei an einer Moschee, wo man durch das Fenster die Betenden sehen konnte, an korrekt gekleideten Geschäftsmannern(?), an Kindern, die in Uniform zur Schule gingen, an einen sich in einer Pfütze waschenden Mann, an Bretterbuden, die gerade geöffnet wurden. Das Leben begann. Dieses Mal gab es sogar zwei Fähren, eine nur für Fußgänger, die sich in Massen wie die Ameisen auf die Fähre drängten und eine für Autos. Wir konnten sofort auf die Fähre fahren und waren ein paar Minuten später in Mombasa. Durch den staubigen Molloch ging es zur Autobahn, die auch nach Nairobi und in die Nachbarländer Uganda und Tansania führt. Jetzt gab es ca. 2,5h Adrenalin pur. Da die Nachbarländer keine eigenen Häfen haben, werden die Güter per LKW dorthin transportiert. Und genau so viele LKWs waren es auch. Massen. Vor uns, hinter uns, uns entgegen kommend. Und natürlich zu langsam, um hinter ihnen zu bleiben. Mehrspurige Autobahn? Fehl geschlagen, für jede Richtung eine Spur (von Mittelverkehr hier natürlich keine Rede). Also, permanente Überholmanöver. Nichts, aber auch so gar nichts für schwache Nerven! Wenn der entgegenkommende LKW es nicht so ganz richtig abgeschätzt hat mit der ihm zur Verfügung stehenden Überholzeit und er immer näher direkt auf das eigene Auto zu kommt, bleibt halt nur bremsen oder auf die unbefestigte Seite ausweichen. Ein Augenblick, bei dem man anfängt, auch als Ungläubiger Stoßgebete zu versenden. Gedanken, was passieren könnte, wenn man einen Unfall hätte, sollte man lieber ganz ganz weit nach hinten in das Gehirn verbannen. Schließlich entfernte sich Mombasa immer weiter… es gibt auch Flying Doctors weiß Mohamoud, unsere Reiseführer zu ‚beruhigen‘. Ja, hatte ich in Deutschland gelesen, dass bei manchen Reiseanbietern eine Flying Doctors (fliegende Ärzte) Versicherung inkludiert sei. Ich stelle mir gerade vor, wenn man in den Himmel kommt und da begrüßt einen dann als erstes der Flying Doctor… nett… ich hatte eher gedacht, dass man den benötigt, wenn einem bei der Safari aus Versehen der Elefant auf den Fuß getreten ist. Also, mein Ablenkungsmanöver hieß Augen zu und schlafen. Wir haben es überlebt und sind um 10 Uhr in den Tsavo Nationalpark abgebogen. Das Dach wurde nach oben aufgeklappt und wir schärften unsere Augen und suchten gemeinsam aufgeregt die Umgebung ab. Jedes Tier hat Begeisterungsstürme bei uns ausgelöst und schnell wurde zur Kamera gegriffen. Zu fünft hatten wir wunderbar Platz zum Stehen ohne uns gegenseitig auf die Füße zu treten. Allein das Fahren durch den Nationalpark, der Blick in diese Weite, der Kontrast der Büsche mit der roten Erde. Ich hatte es vorher nicht für möglich gehalten, aber es hatte mich jetzt doch gepackt, das berüchtigte Afrika-Fieber. Wenn man die Giraffen sieht, wie sie gemächlich laufen oder genüsslich an den Blättern fressen, wenn man die ersten Elefanten eng aneinander, das Kleinste schützend in der Mitte, Schatten suchend unter der Akazie stehen sieht, dann ist das einfach, ja, Afrika. Nicht TV, nicht Kino, nicht Zoo, es ist etwas, was ich nicht beschreiben kann. Glück. Bevor ich zu pathetisch werde, schreibe ich mal schnell weiter… ich weiß beim besten Willen nicht mehr, ob wir irgendwo gefrühstückt hatten. Aber ich kann mich wunderbar an das Mittagessen erinnern oder viel mehr an das Ambiente. Das Restaurant (zu einer Lodge gehörend) rundum offen mit Holzterasse (welche leider gerade gestrichen wurde und nicht begehbar war) und direkt davor ein Wasserloch, an dem zwei Elefanten standen und eine kleine Herde Zebras. Ein absoluter Traum. Diesen Blick haben auch die Balkone der Lodge. Dort ein paar Tage Urlaub machen, in dieser absoluten Stille mit Blick auf die afrikanische Tierwelt stelle ich mir traumhaft vor. Oder hätte ich ununterbrochen den Fotoapparat/die Kamera vor dem Auge? Ist ja auch entspannend… auch hier war das Essen ausgezeichnet. Kurz bevor ich aufgegessen hatte kam er dann – der erste Löwe, den wir gesehen haben. Zunächst lief er er in einigem Abstand am Wasserloch entlang. Sehr hell war er und hatte auch nicht gerade viel auf den Rippen, würde ich sagen. Er hatte es scheinbar auf das  Warzen(?)schwein abgesehen, was am Wasserloch herumlief. Dann nahm er Anlauf und preschte mit Staubwolke nach vorne. Aber sein Spurt blieb erfolglos und er legt sich unter einen Baum. Bei uns geht es dann weiter. Wir durchfahren noch ein Stück den Tsavo  East Nationalpark (bisher ist uns auf dem Weg im Nationalpark nur ein weiteres Safari-Auto begegnet, direkt am Eingag zum Nationalpark) bevor wir durch die Stadt Voi in das Taita Hills Reservat fahren. Dieses liegt westlich der Autobahn, anschließend an den Tsavo West Nationalpark.
Wir werden an der Sarova Taita Hills Game Lodge in Empfang genommen, bekommen am Eingang einen feuchten Waschlappen, um uns den Pistenstaub abwischen zu können und müssen die Anmeldung für unsere spätere Unterkunft, der Sarova Salt Lick Game Lodge, ausfüllen. Kurz komme ich ins Grübeln, ob unser Tourleiter es ernst meint, dass es für mich kein Zimmer mehr geben würde und ich mit in den Unterkünften der Angestellten wohnen müsse. Hatte ich mich doch so sehr auf diese Lodge gefreut. Aber nein, es war zum Glück ein Scherz.
Nach kurzer Pause geht es weiter zum nächsten und für heute letzten Game Drive (Pirschfahrt). Wir begenen einer imposant großen Büffelherde, die vor unserem Auto die Straße überquert und eine Elefantengruppe. Vor der untergehenden Sonne einfach ein wunderschöner Anblick. In der Dämmerung erreichen wir schließlich unser Hotel, die arova Salt Lick Game Lodge. Fast ein wenig schade, so spät erst hier anzukommen, denn ich traue kaum meinen Augen: eine Wasserstelle direkt am Hotel, die Elefanten fast zum Greifen nahe. Und ein Wasserloch vor dem Hotel, dass durch einen Tunnel vom Hotel aus erreicht werden und von dem aus man durch Scheiben das Treiben der Tiere hautnah beobachten kann. Auch so ist das Hotel einfach imposant. Auf riesigen Stelzen gebaut bietet es Zimmer, deren Ausblick weit ins Grasland reicht.
Aber Pausen gibt es nicht viel auf einer Safari und so bekommen wir jeder unseren Schlüssel (ja, auch ich), richten uns in unserem runden Zimmer ein (was heisst einrichten, springen kurz unter die Dusche und legen den Rucksack in die Ecke) und treffen uns dann zum Abendessen. Da wir etwas zu früh dran sind, genießen wir noch ein Tusker-Bier an der Bar im oberen Bereich des Hotels (unter uns die Elefanten).
Das Buffet beim anschließenden Abendessen ist ausgezeichnet.
Ausklingen lassen wir den Tag – natürlich – bei den Elefanten an der beleuchteten Wasserstelle. Das Trompeten von wütend werdenden Elefanten (zum Glück sind nicht wir die Ursache) ist toll anzuhören, nicht jeder darf schließlich gleichzeitig mit ihnen trinken, da müssen die Büffel schon etwas Geduld mitbringen. Diese Geräusche begleiten mich dann auch später in den Schlaf. Sollten Löwen am Wasserloch auftauchen, werde ich geweckt, hat mir der Wächter versprochen. Es tauchen keine auf und ich träume von der Safari in meinem ‚Himmelbett‘ (der ‚Himmel‘ ist das Moskitonetz).

Es ist nach 12 uhr Mitternacht und da ich morgen mit den Kindern in den Haller-Park fahre, werde ich mich jetzt mal hinlegen.
Noch ein paar Stichpunkte für später:
– Büffelherde
– Elefanten vor Sonnenuntergang
– DAS Hotel
– Beleuchtete Elefanten am Hotel

Nächster Tag:
– erste Pirschfahrt -> Löwe
– nach Frühstück erneute Pirschfahrt
– nach Mittagessen Rücktour (diesmal Vermeidung Likoni-Fähre)
– Plastiktüten
– Familie

-> ich fasse den Entschluss, eine 3tägige Flugsafari in die Massai Mara zu buchen (hab ja Mo bis Mi noch nichts vor gehabt). das schweizer Pärchen hatte die Reise bereits gebucht und Mohamoud hat es natürlich geschafft, noch einen Platz im Flugzeug (26Sitzer) und gleichem Camp zu organisieren. Juchuuuuuuuuuuuu
Am Tag darauf gehts dann nach Hause zurück… Somit werde ich nicht einmal die Liegen des hotels draussen ausprobiert haben. Aber wenn man doch schonmal hier ist und einen das safari-fieber gepackt hat…? wer weiß, wann ich das nächste Mal her komme. und da würde ich mir ja auch gerne mal den Norden anschauen…

GUTE NACHT

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5 Antworten zu “Die erste Safari – Tsavo und Taita Hills National Park”

  1. Jamila sagt:

    Lalla Salama!
    Danke, dass du uns noch an deiner ersten Safari hast teilhaben lassen… und nun folgt gleich die nächste :-).
    Die Mara ist ein Erlebniss, dies war bislang auch die einzige Safari die ich mit Lilly unternommen habe… es gibt so traumhaft schöne Lodges da möchte man gerne ein Paar Tage verbringen.
    Viel Spaß morgen im Haller Park mit den Kids…. da warten auf jeden Fall 2 Hippos auf dich….

  2. Dido sagt:

    Wow , von der Anreise abgesehen , hört sich das toll an

    und jetzt noch Massai Mara , ein Traum !

    Viel Spass weiterhin

    Dido

  3. Bree sagt:

    willkommen im Club der Afrikasüchtigen 🙂
    bei meiner ersten Afrikareise wollte ich überhaupt nicht mehr in den Fliegen steigen….
    ich bin schon sehr gespannt auf den zweiten Teil der Tsavo Safari und freu mich auf die Bilder

    viel Spaß mit den Kids 🙂

  4. Petra sagt:

    Wow Doris, es liest sich echt spannend. Es freut mich für dich!!!
    Bin auf deine Fotos und Erzählungen gespannt.
    Ich wünsche dir weiterhin so viel Mut und Begeisterung!!!
    Viel Spass im Haller Park mit den Kindern!
    Bis bald
    Petra

  5. Angela Ullrich Bennigsen sagt:

    Hallo Doris, danke für deinen lebhaften Bericht. Ich freue mich auch schon auf die Fotos.
    Liebe Grüße und weiterhin viel Spaß
    Angela

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